Layla Mueller

Layla Mueller

Interview mit Layla Mueller

Layla Mueller ist Modedesignerin und veröffentlicht unter ihrem Label "Layla De Mue" ihre eigenen Kollektionen. Zudem ist sie als Schmuckdesignerin tätig und kreiert ihre eigene Schmuck-Kollektion. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

https://laylademue.com

Du hast Fashiondesign studiert – woher kam deine Faszination für Mode und was reizt dich daran besonders?

Da meine Mutter Musicaldarstellerin ist und mein Vater Bühnenmeister, spielte sich meine Kindheit hinter den Kulissen einer großen Kulturindustrie ab. Wir waren jahrelang auf Tournee und von klein auf habe ich die meiste Zeit in der Kostümabteilung verbracht. Bereits dann habe ich gesagt „Ich möchte Modedesigner werden“ und habe diesen Wunsch nie aus dem Kopf gekriegt. Die Vielfältigkeit der technischen Möglichkeiten und künstlerischen Darstellungen fasziniert mich besonders.

Was hat dich dazu bewogen, dein eigenes Modelabel zu gründen?

Es war kein bewusster Plan, sondern hat sich eher so ergeben. Nachdem ich ein paar eigene Kollektionen, Produkte und Projekte entwickelt hatte, war das der nächste logische Schritt um meine Arbeit zu manifestieren und intensiv weiter zu verfolgen.

Wo möchtest du mit deinem Modelabel hin, dh. was sind deine langfristigen Ziele dafür?

Langfristig möchte ich meine Produktpalette erweitern und ein Team aufbauen. Einerseits interessiert mich der Markt des Fashion Tech sehr, andererseits fokussiere ich mich mit der Entwicklung einer Accessoirekollektion auf Nachhaltigkeit.

Du hast derzeit zwei Kollektionen in deinem Portfolio – "The Syma Line" sowie "KNOTHINGELSE". Bitte stell uns die beiden vor und sag uns auch, für was die Kollektion jeweils steht und an wen sie sich richtet ..

"The Syma Line" ist eine Fashion Tech Kollektion welche sich mit dem Einfluss und der Visualisierung von Sound beschäftigt und über Interaktion auf Töne reagieren kann und auch selber welche erzeugt. Sie ist eine kreative Auseinandersetzung mit dem Thema Technologie und Mode und richtet sich an keine spezielle Zielgruppe, sondern eignet sich eher für Ausstellungen und Präsentation. Sie sind nicht zum Verkauf.

"Knothingelse" ist eine nachhaltige Schmuck- und Accessoirekollektion basierend auf Knüpf- und Knotentechniken, zu denen mein Vater mich inspiriert hat, da er in seinem Beruf stets Seile zur Befestigung braucht. Die mit Öko-Tex-Standard 100 zertifizierten Materialien beziehe ich aus Deutschland und fertige den Schmuck per Hand in Berlin an. Ich achte bei jedem Schritt darauf, bewusste und nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Momentan richtet sich die Kollektion hauptsächlich an Frauen, das Männersortiment ist noch sehr klein und wird momentan ausgebaut.

Du präsentierst deinen Schmuck "Knothingelse" bei Events auf einem gedeckten Tisch. Was hat dich dazu inspiriert?

Im Winter 2016 war ich im Showroom von Made.com zum ersten Mal bei einem Pop-Up-Store dabei. Spontan wurde entschieden, die Ketten auf die Teller der großen Esstafel zu legen. Ein halbes Jahr später saß ich mit meinem guten Freund und Werbefotograf Julian Erksmeyer zusammen, um eine Fotokampagne zu planen. Aus dem Namen „Knothingelse“ (nichts anderes) entstand die Frage „Was brauchen wir denn wirklich? Wovon sind wir abhängig?“ Die Antwort war Nahrung und Trinken, eine Notwendigkeit, aus der unsere Gesellschaft ein Statement gemacht hat (schick essen gehen). Damit kamen wir auf die Präsentation im Made.com zurück und diese hat sich dann etabliert und bei weiteren Events großen Anklang gefunden.

Wie siehst du den Hype der letzten Jahre um den Modestandort Berlin. Ist der gerechtfertigt oder hinkt Berlin weiterhin anderen Modemetropolen hinterher? Was müsste sich deiner Meinung nach ändern, damit Berlin noch mehr als etablierter Modestandort wahrgenommen wird?

Die Unterstützung für junge Designer und der Zusammenhalt der Branche sind für mich wichtige Faktoren für einen etablierten Modestandort. Aus einem Hype entsteht meiner Meinung nach auch der Blick dafür, Schwachstellen zu erkennen und einen Hype zu einem langfristigen Kult aufzubauen. Die Schwäche wurden erkannt und Netzwerke wie Sourcebook, German Fashion Council und fachspezifische Kongresse wie Fashion Tech wachsen mit dieser Herausforderung.

Welche anderen aufstrebenden Berliner Modedesigner und Berliner Modelabels findest du derzeit besonders interessant und erwähnenswert?

Luckynelly, Malina Womenswear, Berlina Pflanze, Auf Augenhöhe und Noetia begeistern mich sehr.

Du bist Berlinerin und lebst und arbeitest in Berlin. Was sind deine Insider-Tipps wo man in Berlin gut Mode einkaufen kann?

Tatsächlich bin ich Kölnerin, e kölsch Mädche. Seit 2011 lebe ich in Berlin. Bisher reizen mich Concept Stores wie der SYLD Store, Van North, AA-Collected und Secondhand- Läden wie die Garage sowie die Online Shops Rabenmütter und Showroom.

Während deines Auslandssemesters in Finnland hattest du bei der ersten Helsinki Fashion Week assistiert. Was waren deine Aufgaben dabei und welche Erfahrungen hast du dabei gewonnen?

Während meiner Zeit in Helsinki war ich die Assistant Producer und die zweite Hand von Gründerin Evelyn Mora. Meine Aufgaben lagen verteilt im Marketing, Business Relations und PR, unter anderem die Kommunikation mit den Designern, Locations, Magazinen, möglichen Kooperationspartnern und Sponsoren und intensiver Recherche sowie Assistenz in Meetings und bei Pre-Events und als ausführende Kraft für alles weitere. Ein Mädchen für alles.

Du interessierst dich auch sehr für Fashiontech. Erkläre unseren Lesern doch bitte, worum es dabei geht und stelle dabei auch deine eigenen Fashiontech-Projekte vor ..

Fashion Tech umfasst ein großes Spektrum an Innovation in der Modebranche. Dabei geht es über Produktionsmöglichkeiten wie Lasercut und 3D Druck über Smart Fabrics, neue Fasern und die Digitalisierung der Modebranche wie z.B. mit virtuellen Ankleideräumen und der Einbindung von künstlicher Intelligenz.

Du hast den 1. Platz beim "Fashion Hack Day" in Berlin gemacht. Was hat es damit auf sich und wofür hast du den Preis gewonnen?

Der Fashion Hack Day ist ein Hackathon, bei dem Teams gebildet werden und innerhalb von zwei-drei Tagen ein innovatives Konzept entwickelt wird. Unser Team hat eine Jacke entwickelt, die zu einer „Crowd-Experience“ wird. Sie besitzt integrierte LED’s, die mit einem Soundsensor ausgestattet sind und auf die Umgebungslautstärke reagiert. Des Weiteren besitzt sie einen Farbsensor, mit dem Farbe von jeglicher Fläche "aufgenommen" werden kann und die LED’s sich in diese Farbe umwandeln. Wenn mehrere Personen eine solche Jacke tragen, blinken alle zum gleichen Takt und können gemeinsam "Farbe bekennen" und sich Farbe "weiterreichen".

Welche Art von Fashiontech siehst du als bald schon normal und verbreitet im allgemeinen Modemarkt an?

Pulsmesser in Bekleidung, LED's, und virtuelle Ankleideräume sowie Körpermessungen über die Webcam für massgeschneiderte Mode.

Was sind deine allgemeinen Tipps für das Zusammenstellen von passenden Teilen und guten Outfits?

Schwarze und weiße Basics gehen immer. Mit ein paar Statementpieces kann man diese jeden Tag zu einem anderen Eindruck wandeln. Aber natürlich ist es schwer zu pauschalisieren. Es gibt eine unendliche Möglichkeit an Kombinationen. Jeder sollte seinen „Code“ finden, in dem er sich wohlfühlt, sich frei bewegen und atmen kann und mit Selbstbewusstsein durch die Welt geht. Für die einen ist es komplett in schwarz gekleidet zu sein, für andere in Neonfarben.

Was sind deine Lieblingsmodemarken?

French Connection, Damir Doma, Nicholas K.

Kannst du unseren Lesern vielleicht auch kleine, eher unbekannte Modelabels empfehlen, die du sehr schätzt ..

Tight Laced ist ein tolles Unterwäschelabel aus Berlin und ByBui entwickelt zauberhafte Spitzenkleider und Röcke.

Was siehst du als Fashion-Basics – Teile die nie aus der Mode gehen?

Das kleine Schwarze ist immer ein Klassiker sowie weiße Blusen und schwarze Blazer.

Was sind deine persönlichen Lieblingsteile – ganz besondere Teile, die du aufbewahrst und über alles liebst?

Ein Hermes-Tuch mit den Sternkreiszeichen drauf, welches meine Mutter vor fast 30 Jahren in Paris von meinem Vater geschenkt bekommen hat.

Und was sind deine persönlichen No-Gos im Bereich Mode?

Weiße Leggins unter einen Jeansminirock.

Welche aktuellen allgemeinen Modetrends siehst du jenseits von Fashiontech?

Den Trend der Nachhaltigkeit.

Welchen anderen Modedesignern, Fashionbloggern oder sonstigen Persönlichkeiten aus dem Bereich Fashion folgst du für Inspiration?

Interlace, Jasna Rok, ElektroCouture.

Wir danken dir sehr für das Interview, Layla!

Dieses Interview erschien in unserem Magazin für Mode und Beauty. Dort findest du weitere Interviews mit Persönlichkeiten aus den Bereichen Fashion, Style und Beauty.